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Von: Jan Christian Müller, Günter Klein
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Torwart Marc-André ter Stegen erklärt, wie er damit umgeht, dass Manuel Neuer ihm schon wieder vorgezogen wird / Ein Interview von Jan Christian Müller und Günter Klein
Beim 0:0 gegen die Ukraine hat Manuel Neuer erst gut gehalten und sich dann einen Bock geleistet, der fast zur Niederlage geführt hätte. Wie geht sein ewiger Stellvertreter André ter Stegen (32) damit um, dass der sechs Jahre ältere Neuer ihm schon wieder vorgezogen wurde und auch am Freitagabend gegen Griechenland (20.45 Uhr/RTL) in Mönchengladbach spielen wird. Ausgerechnet in ter Stegens Heimatstadt?
Herr ter Stegen, wie gehen Sie damit um, dass Manuel Neuer auch bei der EM 2024 die Nummer eins ist?
Es ist keine angenehme Situation. Aber der Trainer hat die Entscheidung getroffen. Die respektiere und akzeptiere ich, auch wenn ich nicht der gleichen Meinung bin.
Ist es für Sie jetzt schwieriger als früher, damit umzugehen?
Ich glaube, ich kann mir nicht viel vorwerfen, gerade die letzten beiden Jahre. Ich habe viel gespielt und meine Leistung gezeigt. Umso enttäuschter bin ich.
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War es eine der härtesten Entscheidungen, die Sie akzeptieren mussten?
Ja sicherlich. Ich glaube, ich hatte viele Argumente für mich, deshalb war es für den Trainer auch keine leichte Entscheidung.
Wie motivieren Sie sich dennoch hier beim DFB-Team?
Ich habe den Anspruch an mich selbst, immer in Bestform zu sein. Das ist es, was mich in jedem Training antreibt.
Belastet die Situation im Umgang mit demjenigen, der Ihnen vorgezogen worden ist?
Das hat ja nichts Persönliches mit Manu zu tun. Der eine profitiert natürlich, der andere nicht.
Naja, irgendwie hat es ja doch mit Manuel Neuer zu tun!
Auf persönlicher Ebene absolut gar nicht.
Wie ist die persönliche Ebene?
Wir haben, glaube ich, ein gutes Verhältnis. Auch wenn wir um die gleichen Ziele kämpfen, heißt das ja nicht, dass ich ihn nicht mögen würde. Ganz im Gegenteil.
Zur Person
Marc-André ter Stegen spielt seit zehn Jahren für den FC Barcelona, wohin er für zwölf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach transferiert worden war. Der 32-Jährige erfüllte dort alle Erwartungen und wurde in der Saison 2022/23 zum besten Spieler in der spanischen Primera División gekürt. Mit dem DFB-Team holte der Torwart sich den Confederations Cup 2017, musste danach aber wieder hinter Manuel Neuer zurücktreten. jcm
Sie sind 2012 schon einmal aussortiert worden. Da gehörten Sie zunächst dem erweiterten Kader an. Ist das vergleichbar?
Es ist eine andere Situation. Ich war damals frisch dabei und happy, dass ich überhaupt den Anruf vom Bundestrainer bekommen habe.
Sprechen Sie und Manuel Neuer über Ihre Situation? Oder macht man das mit sich selbst aus?
Natürlich spricht man nicht darüber, was man denkt. Das wäre auch völlig fehl am Platz. Was soll er mit der Information anfangen, wie ich mich gerade fühle? Es geht für ihn ja vor allem darum, sich optimal auf das Turnier vorzubereiten. Und ich möchte im Training zeigen, dass ich da bin, wenn ich gebraucht werde. Ich glaube, das habe ich in den letzten Länderspielen geschafft.
Gab es einen Moment, in dem Sie drüber nachgedacht haben, nicht zur EM mit zu fahren unter diesen Umständen?
Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass man sich auf mich verlassen kann. Natürlich ist die Situation sehr enttäuschend, aber am Ende des Tages habe ich auch der Gruppe gegenüber eine Verantwortung. Ich werde helfen, wo ich kann.
Haben Sie mit Ihrem neuen Trainer Hansi Flick schon Kontakt gehabt?
Ja, wir haben kurz telefoniert. Ich habe ihm gratuliert. Er war happy über den Empfang in Barcelona. Ich hoffe, dass es für ihn gut läuft. Dann läuft es nämlich auch für mich gut.
Wie wichtig ist die Sprache in seiner Position?
Das ist wichtig, damit die Kommunikation funktioniert. Wir haben nämlich auch Spieler im Team, die kein Englisch sprechen. Ilkay, Levy (Gündogan und Lewandowski, die Red.) und ich werden helfen. Bei Spielern redet man oft darüber, dass man sich schnell integriert in die Gruppe, dass man schnell Teil der Stadt und des Landes ist. Am Ende ist es als Trainer genau das Gleiche.
Das nächste Länderspiel findet am Freitag in Mönchengladbach statt. Eine ganz besonderes Stadt für Sie. Gibt es Anzeichen, dass Sie spielen dürfen?
Nein, davon gehe ich nicht aus. Borussia Mönchengladbach wird immer etwas ganz Besonderes für mich bleiben. Ich habe in Mönchengladbach von Kindheit an gespielt und viele schöne Erinnerungen. Natürlich freue ich mich sehr, dahin zurückzukommen.
